Kein „Zauberstab“, aber ein buntes Mosaik: Wie die Gesundheit von Lehrer:innen und Schulleiter:innen gestärkt werden kann

Lehrer:innen und Schulleiter:innen haben großen Einfluss darauf, wie gut an einer Schule gelernt werden kann. Aber wie sieht es eigentlich mit ihrer eigenen Gesundheit aus? Und welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es für sie? Eine Online-Tagung am 6. Mai 2024 widmete sich genau diesen Fragen.

Die Tagung mit dem Titel „Schulleiter:innen- und Lehrer:innengesundheit in herausfordernden Zeiten stärken. Evidenzen, Good Practice und hilfreiche Tools“ wurde von der Privaten Pädagogischen Hochschule Burgenland in Kooperation mit BMBWF, FGÖ und BVAEB veranstaltet. Rund 100 Teilnehmer:innen waren online dabei, als aktuelle Forschungsbefunde zur Lehrer:innengesundheit und praktische Unterstützungsangebote präsentiert wurden.

Neueste Daten zur Lehrer:innengesundheit

Nach der Begrüßung durch die Rektorin der PPH Burgenland, Sabine Weisz, gab Moderator Florian Wallner – er leitet das Zentrum für Gewalt- und Mobbingprävention und Persönlichkeitsbildung (ZGMP) an der PH – einen Überblick über das Programm. Den Auftakt der inhaltlichen Inputs machte Christina Breil (Institut für Gesundheitsförderung und Prävention) mit einem Einblick in die ATPHS-Studie, an der mehr als 700 Schulleiter:innen und über 4.300 Lehrkräfte teilgenommen hatten. Die repräsentativen Ergebnisse zeigen, dass es den meisten Befragten gesundheitlich gut gehe, die Arbeitszufriedenheit hoch und zahlreiche Ressourcen (z. B. Arbeitsengagement, gutes soziales Netzwerk, hohe Selbstwirksamkeitserwartungen) vorhanden seien. Allerdings lasse sich auch erkennen, dass bei knapp der Hälfte der Lehrkräfte eine Burnout-Gefährdung vorliege und der psychische Stress seit 2019 deutlich angestiegen sei. Bemerkenswert sei, dass sich jüngere Befragte besonders belastet fühlen. Dieses Muster sei allerdings auch bei anderen Arbeitnehmer:innen zu beobachten, wie der Vergleich mit dem Arbeitsklimaindex zeigt, und verweist wohl auf gesamtgesellschaftliche Problemfelder. Am Ende ihres Vortrags gab Christina Breil einen Überblick über Handlungsempfehlungen, die auf verschiedenen Ebenen ansetzen müssen. >> Mehr Informationen zu den Studienergebnissen

Von der Forschung zur Praxis

Der zweite Teil der Tagung widmete sich einem Überblick über bestehende Unterstützungsangebote. Gerlinde Rohrauer-Näf – sie ist Geschäftsbereichsleiter-Stellvertreterin des FGÖ und Leiterin des Kompetenzzentrums Zukunft Gesundheitsförderung – betonte, wie wichtig es sei, die vielen guten Angebote und Möglichkeiten sichtbar zu machen und Organisationen zu vernetzen. Neben der Initiative Wohlfühlzone Schule präsentierte Gerlinde Rohrauer-Näf auch den WohlfühlPOOL und dessen Angebote, etwa die ToolBOX mit vielen hilfreichen Materialien rund um die psychosoziale Gesundheit junger Menschen, das kostenfreie ABC-Coaching oder  den WohlfühlPOOL-Newsletter. Auch die Initiative ABC der psychosozialen Gesundheit junger Menschen und die ABC-Bündnispartnerschaft waren Thema.

Julia Felix von der BVAEB stellte in ihrem Vortrag das Netzwerk „Gesunder Arbeitsplatz Schule“ vor. Als Partnerinnen des Netzwerks werden Schulen dabei unterstützt, die Gesundheit der Schulleitung, Lehrer:innen sowie des nicht unterrichtenden Personals zu fördern.

Im Anschluss daran sprach Sonja Schuch von GIVE über die niederschwelligen und praxisnahen Angebote der Servicestelle, wie zum Beispiel Beratungen, Materialien oder Fortbildungen. Sie plädierte dafür, in einzelne Themen der Gesundheitsförderung interessengeleitet und bedarfsorientiert einzusteigen (z. B. Teamentwicklung, Zeitmanagement, Beziehungsgestaltung) und bestehende Unterstützungen aktiv zu nutzen.

Ein eigener Block der Veranstaltung war Praxisprojekten gewidmet. Elisabeth Muik von der PPH Burgenland präsentierte das Projekt Schulklima 4.0, das ab 2020 im Burgenland mit allen Schultypen umgesetzt wurde. Dominik Weghaupt, ebenfalls PPH Burgenland, sprach über Achtsamkeitsbasiertes Lehren und Lernen in der Schule und lud die Teilnehmer:innen zu einer Achtsamkeitsübung ein. Margit Lintner (Styria vitalis) und Elfriede Amtmann (PPH Augustinum) stellten das Projekt #krisen_fest vor und kündigten den Hochschullehrgang krisenFEST (ab Herbst 2024 krisenFEST plus - Styria vitalis) an.

Den Reigen der Redner:innen beschloss Andrea Fraundorfer vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Sie betonte, wie wichtig es sei, Gesundheitsförderung als ganzheitlichen Prozess zu verstehen (vgl. „Whole School Approach“) und die Wissensbasis zur Gesundheitsförderung auf allen Ebenen zu stärken.

Das Fazit von Florian Wallner zum Abschluss der Tagung: „Es gibt keinen Zauberstab (für Lehrer:innengesundheit), aber es braucht ihn auch nicht“, denn es gäbe bereits Vieles, was nur gebündelt und besser nutzbar gemacht werden müsse.